Oswald Fritsche

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Hallo Benjamin Pfefferkorn,

Anbei den Vortrag zur Baugewerkeschule Zittau und: 107 Tomlow, J. mit
S. Spitzner-Schmieder, Die Baugewerkeschule Zittau und das
Schülerverzeichnis 1840-1877 – Essay, Wissenschaftliche Berichte der
Hochschule Zittau/Görlitz, Sonderheft 116 – 2013, Nr. 2616, hrsg. F.
Albrecht, Zittau 2013, ISBN 978-3-941521-13-1, dazu gibt es noch: 108
Spitzner-Schmieder, S. (Umschrift), J. Tomlow (Koordination), Das
Schülerverzeichnis der Baugewerkeschule Zittau 1840-1877 – Umschrift,
Wissenschaftliche Berichte der Hochschule Zittau/Görlitz, Sonderheft 116
– 2013, Nr. 2617, hrsg. F. Albrecht, Zittau 2013, ISBN 978-3-941521-16-2
aber hier nicht dabei. Mit Bemerkungen zu Biographie und Werk von
Heinrich Oswald Fritsche. …

Gruß und auf Wiedersehen, Jos Tomlow

Prof. Dr.-Ing. Jos Tomlow
Fachgebiet Grundlagen der Gestaltung und Denkmalpflege,Hochschule
Zittau/Görlitz
Theodor-Körner-Allee 16, D-02763 Zittau T. 0049 (0)3583 612 3808,
mobile 0049 (0) 16097784891
Privat: Karl-Liebknecht Ring 8, D-02763 Zittau, Deutschland, 0049 3583
708 567
eMail j.tomlow@hszg.de , homepage  https://web1.hszg.de/tomlow/

Fritzsche, Heinrich Oswald, Bauschüler Nr. 658 (1854 in Zittau – 1937
in Zittau). Beruf: Maurer. Vater: Johann Gottlieb Fritsche,
Gartenbesitzer in Zittau, seit 1869 Ziegeleibesitzer in Zittau, an der
Herwigsdorfer Straße.

WS 1870/1871, 3.K.; WS 1871/1872, 2.K.; WS 1872/1873, 3.K.  
Belobungsdekret 1872, 1873. 

Noten WS 1870/1871, 3.K.: Deutsche Sprache (Fleiß 1b, Fortschritt 1b),
Bürger-Rechnen (Fleiß 1b, Fortschritt 2), Arithmetik (Fleiß 1b,
Fortschritt 2), Geometrie (Fleiß 1b, Fortschritt 2), Physik (ohne
Angaben), Ornamenten-Zeichnen (Fleiß 1, Fortschritt 1b),
Projektions-Lehre (Fleiß 1, Fortschritt 1), Allgemeine Baukunst (Fleiß
1b, Fortschritt 1b), Architektonisches Zeichnen (Fleiß 1, Fortschritt
1). Tadelloses sittliches Verhalten.

Noten WS 1871/1872, 2. K.: Deutsche Sprache (Fleiß 1, Fortschritt 1b),
Mathematik (ohne Angaben), Mechanik (Fleiß 1b, Fortschritt 2a/2),
Ornamenten-Zeichnen (Fleiß 1, Fortschritt 1b), Architektonisches
Zeichnen (Fleiß 1, Fortschritt 1b), Perspektive (Fleiß 1, Fortschritt
1b), Maurer-Kunde (Fleiß 1, Fortschritt 2), Zimmer-Kunde (Fleiß 1,
Fortschritt 1b), Entwurf Bauplan (Fleiß 1, Fortschritt 1b). Tadelloses
sittliches Verhalten, Versäumte Lehrstunden: 7 entschuldigt.

Noten WS 1872/1873, 3.K.: Deutsche Sprache (Fleiß 1, Fortschritt 1b),
Ornamenten-Zeichnen (Fleiß 1, Fortschritt 1), Mechanik (Fleiß 1,
Fortschritt 1b), Physik (Fleiß 1, Fortschritt 1b), Geschichte Baukunst
(regelmäßig besucht), Heiz- und Ventilationsanlagen (regelmäßig
besucht), Eisenkonstruktion (Fleiß 1, Fortschritt 2), Baugesetze und
Anschlag (Fleiß 1, Fortschritt 1b), Entwurf (Fleiß 1, Fortschritt 1b),
Buchhaltung (Fleiß 1, Fortschritt 2). Versäumte Lehrstunden: 6
entschuldigt.

Maurermeister. Bürgerrecht Zittau: Nr. 4594 (1872-74). 1905 Architekt
und Baumeister. Fritsche übernimmt 1874 die Dampfziegelei an der
Herwigsdorfer Straße in Zittau, die 1869 von seinem Vater gegründet war.
Es folgt die Einrichtung eines Dampfsägewerks, das 1907 auf sieben
Vollgatter erweitert wird. Die Firma erhält 1899 gleichfalls eine
Nutzholzhandlung und Zimmerei sowie ein Hobelwerk. Mitbegründer der
Bau-Innung der Baugewerksmeister von Zittau und dem Bezirk der
königlichen Amtshauptmannschaft Zittau, 1888, deren Schriftführer. 

Ausgewählte Bauten. Am Rathausplatz in Zittau entsteht 1883 ein
städtebaulich bedeutsames Ensemble in Renaissancestil aus
Ladengeschäften mit Apartments in passagenartiger Anbindung an die
Fleischbänke. Eine Abrundung, ebenfalls entworfen durch Fritsche, bildet
das Eckhaus Böhmische Straße 3. Dieses hängt direkt zusammen mit einer
ebenfalls reizvollen städtebaulichen Losbindung des Rathauses von
Nachbarbauten. Größere Grundstücke wurden dazu südlich des Rathauses
1881 aufgekauft und die Bebauung darunter ein nach dem Stadtbrand 1757
wiederaufgebauten Bierhof abgerissen.  Apartmenthäuser in Jugendstil
Uferstraße/Külzufer, Hochwaldstraße(um 1903)
Lessingstraße,
Schillerstraße, Goethestraße.  Als Investor baut Fritsche eine Villa an
der Gellertstrasse 2, Zittau, die 1895 an Simon Fairon verkauft wird.
Erneuerung Fassadenabputz  Augustusallee 14 /heute Theaterring 14 Zittau
für Handelskammerpräsident Commerzienrat Adolph Wauer, Zittau, 1891.
Werkstattgebäude im Hof Augustusallee 14/heute Theaterring 14 für
Glasmalerei Richard Schlein , Zittau,1898. Hotel Reichshof 
Bahnhofstraße 1 für Hotelier Gustav Franke, Zittau, 1893. Entwurf
sowie Maurer- und Steinmetzarbeiten Hotel Weintraube  Bahnhofstraße
28/heute Ärztehaus für Hotelier Fritz Rothe, Zittau, 1897. Kurhaus
Lückendorf , ab 1916 Predigerseminar; heute Hotel Altes Kurhaus in
privater Hand, Lückendorf, 1898. Gebäude der Handels- und Gewerbekammer
der Oberlausitz, Sitz Zittau Lessingsstraße 4, heute Seniorenresidenz,
Zittau, 1899/1900. Teil-Bauausführung des Ensembles der Neuen Kaserne,
Zittau, 1895. Burgteich-Restaurant am Westpark in Zittau für Otto
Böttcher, Zittau, 1896.  Bauleitung und Bauausführung für Architekten
Ludwig Hirsch, Jena, der 2. Bürgerschule  /Parkschule am Zittauer Ring,
Zittau,1893. Ähnlich für die 3. Bürgerschule ,
Friedrichstr./Dr.-Friedrich-Straße, Zittau, 1896/1897, und 4.
Bürgerschule, Schliebenschule an der Schliebenstraße, beide nach
Entwurf von Stadtbaudirektor Rudolph.

Familie. Ehe 1881 mit Berta Buttig, Tochter von Ernst Heinrich Buttig
(1830-1919) und Sophie Marie (geb. Buttig 1829-1911), die eine Kunst-
und Handelsgärtnerei (auch Oechideenzucht) in der Hältergasse in Zittau
betrieben. Die Wohnung befindet sich um 1885 in der Lessingstraße 15 c
(spätere Nummerierung 19), Zittau. Sohn Rudolf Fritsche, (1886-1920),
besucht ab 1903 die Zittauer Baugewerkeschule, wird 1905 Bautechniker
und tritt in Vaters Firma ein. Die älteste Tochter Else verehelicht mit
Fritz Werner, dem späteren Inhaber der Firma Herman Werner & Co.
Teerprodukte, Dachpappen und Chemische Fabrik, Asphaltierungsgeschäft an
der Bahnbrücke über die Neiße in Zittau.  

Heinrich Oswald Fritzsche war ein typischer Vertreter der kommerziell
orientierten Architektenzunft. Seine fachliche Kompetenz, die sich in
einem herausragenden Notenschnitt an der Bauschule widerspiegelt, wurde
geschätzt, etwa für die Bauleitung kommunaler Bauten. In Windeseile
konnte er einen passenden Entwurf in Renaissance- oder Jugendstil
vorlegen und prompt ausführen, wie er etwa beim Hotel „Reichshof“
bewies. Gelegentliche Einschränkungen bei der Bauqualität werden durch
seine gut konzipierten Grundrißlösungen aufgewogen.