Tag des offenen Denkmals am 9. September 2018
Ausstellung “Traumhaus” von Sibylle Waldhausen
organisiert und kuratiert von Micheline Richau,
eingeleitet von Dr. Lisa Fenzi
Vorbereitungen • zur Person • der Aufbau • geflüsterte Worte • die Ausstellung
Vorbereitungen
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zur Person
Sibylle Waldhausen
Lebenslauf
1963 in Berlin geboren
1989 – 1993 Studium an der FHTW Berlin, Abschluss als Diplom-Museologe
1992 – 1998 Studium an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, Fachbereich Bildhauerei
1996 Aufenthalt an der Sichuan Academy of Fine Arts, ChongQing/VR China
1998 Diplom an der KHB bei Prof. B. Schönfelder
seit 1998 freischaffend in Berlin
1993 – 2001 Beteiligung an verschiedenen Theaterproduktionen in Berlin, Neubrandenburg, Dresden, Schwerin
2011 2-monatige Studienreise Vietnam
2001 Kunstpreis der Stadtsparkasse Bayreuth
2001 Stahlkunstpreis (Förderpreis) des Kolloqium Nordrhein-Westfalen, Düsseldorf (mit Christof von Büren)
2002 2. Preis Kunstwettbewerb “Artist at Work”, Baden-Württemberg
Arbeiten in privatem und öffentlichem Besitz:
u.a. Schauspielhaus Neubrandenburg/ Mecklenburg-Vorpommern, Sammlung Würth/ Künzelsau, Stadthaus Ostfildern/ Baden-Württemberg
Ausstellungen (Auswahl)
1996 „Contemporary Sculpture and Culture“, Museum of Art, ChengDu/VR China
2000 „P4-Berlin“, Stadtmuseum Bruneck, Südtirol/Italien
2001 23. Internationale Hollfelder Kunstausstellung, Hollfeld
2001 Ausstellung Stahlkunstpreis im Wilhelm-Lehmbruck-Museum Duisburg
2002 „Sculptura IV“, 4. Ausstellung im öffentlichen Raum der Stadt Kevelaer
2002 „Artist At Work“, Landesgartenschau Ostfildern
2002/2003 „Stahlwolke“, Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit, Bonn (mit Christof von Büren)
2003 Galerie Sophien-Edition, Berlin (mit Gerd Mackensen)
2004 „Waldhausen – Plastische Arbeiten“, Nikolauskapelle im Dom zu Naumburg
2004 „Couleurs Plastiques“ – deutsch-französische Gemeinschaftsausstellung, Hamburg
2005 „Malerei und Plastik“, Galerie Sanitas, Schweiz (mit Fritz von Büren)
2006 „Schach und Kunst“, Galerie Sophien-Edition, Berlin
2006/2007 „Kultursommer im Jüdischen Museum Berlin“, Emanuel-Lasker-Gesellschaft, Berlin
2007 „Arte Weinheim“, Kunsthaus Klüber, Weinheim
2007 „S. Waldhausen“, Galerie Sophien-Edition, Berlin
2007 „Zwischen Welten“, Kunst- und Literaturverein Dill/Lahn e.V., Herborn (mit Axel Plöger)
2008 „Strictly Berlin“, Galerie der Künste, Berlin (in Zusammenarbeit mit Annette Erlenwein)
2010 Galerie Sophien-Edition Berlin (mit Falko Behrend)
2010 Galerie über der Werkstatt Grebbin, Mecklenburg-Vorpommern
2010 Lange Nacht der Bilder, Berliner Luft GmbH Berlin
2011 Art Karlsruhe (Galerie Sophien-Edition)
2011 „Waldhausen – Neue Arbeiten“ Offene Werkstatt Bürgel, Thüringen
2012 „artberlin“, Galerie Zeugma, Köln (mit D. Vojnov)
2012/2013 „Menschen und Räume“, Stern-Wywiol Galerie, Hamburg
2014 „Malerei und Skulptur“, Kunsthaus Klüber, Weinheim
2014 „Mensch und Raum“, internationale Gruppenausstellung, Kunsthaus Rheinlicht, Remagen
2014 „Sommerausstellung 2014“, Alte Spedition, Gladbeck
2014 „Der Klang der Stadt“, Levanthe-Haus Hamburg (mit Stern-Wywiol-Galerie)
2014 „Ankunft: Neue Musik“ – Festival der Zeitgenössischen Oper Berlin, Hauptbahnhof Berlin „Die Solistin oder das Erwachen des Weiblichen“, Poems von Emily Dickinson – eine musi- kalische Aufführung, Gesang: Lisa Tjalve, Skulptur: S. Waldhausen
2014 „Ankunft: Neue Musik“ – Festival der Zeitgenössischen Oper Berlin, Hauptbahnhof Berlin „Monodosis II“, Christopher Dell: Vibraphon, S. Waldhausen: Live-Zeichnung
2014 „cutlog contemporary art fair“, Kunstmesse, Paris/Frankreich
2015 „Art Karlsruhe“, Kunstmesse (mit Stern-Wywiol-Galerie)
es fehlt auch noch die einladungskarte….
Der Aufbau
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geflüsterte Worte
“… die zum Haus gehören, sich um das Haus bewegen” (Dr. Lisa Fenzi)
eine
“kurze Rede vor den Objekten”
von Dr. Lisa Fenzi am 09.09.2018
Sibylle Waldhausen: “Traumhaus”
Über die Geschichte des „Zweikronenhaus“ wird Ihnen ein Einblick in dem angrenzenden Raum geboten, im „Spurensuche-Zimmer“. Die Berliner Künstlerin Sibylle Waldhausen erlaubt hingegen hier, in diesem Raum, einiges durch ihre Werke, neu zu erfahren und zu betrachten. Neues sowohl über das Zweikronenhaus, das durch ihre Installation in einer anderen Perspektive erscheint, und Neues über die Idee von „ Haus, Materie und Traum.
Sibylle Waldhausen kreiert wunderschöne Plastiken: Menschen in Booten, allein, zu Fuß, auf Rädern, denkend, oder spinnenartige Konstruktionen, die eine berührende Fragilität besitzen aber genauso eine messerscharfe Präsenz. Alle Objekte, die sie entstehen lässt, besitzen die beeindruckende Qualität eine starke Beziehung mit ihrer Umgebung einzugehen. Sie sind meistens diskret, aber sie wissen genau so kraftvoll Elemente des Raumes zu betonen oder die Leere, die Räumlichkeit im Werk einzubeziehen.
Hier befinden sich ihre Häuser. Kein neues Thema für Sibylle Waldhausen, aber eines, das sich entwickelt, das sich verändert und das sich hier offensichtlich, auch spielerisch auf die Beziehung mit der Umgebung einlässt.
Die ersten Assoziationen bewegen sich von dem Gedanken des „Raum im Raum“ bis zur Idee des Hauses als Behältnis für viele andere mögliche Häuser, viele andere Geschichten oder Träume oder mögliche Rückzugsorte.
Es sind Häuser, die sich, ob sie wollen oder nicht, an die äußerlichen Begebenheiten anpassen müssen: Ihre Lage erlaubt ihnen keine Stabilität und keine einseitige Perspektive einzunehmen. Sie drehen und zeigen sich unter verschiedenen Facetten. Sie ändern ihre Frontseite, man kann sie von oben wie von unten betrachten. Sie bilden – sowohl hängend als auf dünnen Stelzen – kleine Gruppen. Diese Häuser sind frei von Fundamenten, sie hängen wortwörtlich in der Luft, haben sie sich noch nicht festgelegt und folgen dem Luftzug. Sie zeigen manchmal eine angedeutete verzierte Fassade und nehmen somit auf die Formen des großen Hauses – des Zweikronenhauses – Bezug, oder sie sind wieder karg und näher in der Wahrnehmung an der Materie, an der nackten Ästhetik der gemauerten Wänden. Mal sind sie schwer und ihr Bestand aus Beton gewinnt Oberhand, mal sind sie leicht, sie fliegen, sie sind offen und dank der rhythmischen Einordnung der Fenster und des fehlenden Bodens durchlässig für unsere Blicke geworden. Sie geben sogar ihr schimmerndes, goldenes und warmes Innenleben preis. Sie machen neugierig auf ihr Inneres, sie bringen unsere Vorstellungskraft in Bewegung. Anstatt sich mit den Eigenschaften des Hauses als eine solide, standhafte, geschlossene Einheit einzuhüllen, gewinnen sie durch ihre Fragilität, ihre Offenheit und ihren unsicheren Stand mehr Möglichkeiten und mehr Kraft.
Das führt mich zu einer Assoziation, vielleicht gewagt, aber meiner Ansicht nach suggestiv: In dieser Offenheit der Häuser von Sibylle Waldhausen, in ihrer Bodenlosigkeit und Bewegung, liegt ein Zusammenspiel mit dem Zweikronenhaus, dessen Substanz auch an dünnen Fäden hängt. Vielleicht gewinnt das Zweikronenhaus auch dadurch an neuen Möglichkeiten, an Gestaltungen und Perspektiven, die ungewohnt und wahrhaft traumbehaftet sind.
So offen für Träume und Imagination die Struktur und die Lage der Häuser ist, so wichtig ist auch das Thema Geschichte. Nicht so sehr Geschichte als historischer Fakt, sondern als gelebte Bewegung: fließende Zeiten, Veränderungen, geflüsterte Erzählungen und Gedanken. Die Reihen an Wörtern und Sätzen, die teilweise die Fassaden dieser Häuser begleiten, sind nicht wie Graffiti und Ornamente, sondern sie erscheinen eher wie geflüsterte Worte. Erzählungen und Gedanken, die zum Haus gehören, sich um das Haus bewegen und mit der Zeit zu einem wesentlichen Teil der Architektur geworden sind.
Die Worte, das Erzählen und die Geschichte, die zu einem Haus gehören, begleiten auch die Interaktion, die im Treppenhaus auf Papier stattfinden soll. Wieder findet eine Spiegelung statt: so wie die kleineren Häuser beschriftet sind, und ihre Gedanken flüstern, so bekommt auch das größere Haus zusätzliche Erzählungen, Gedanken und Wörter auf seine Wände geschrieben.
Eine ganz andere Dimension haben hingegen – in einer kleinen Nische – die Papierarbeiten. Sie sind nicht so einsam, nicht so kompakt, sie lassen Schnelligkeit, Geräusche und die Oberfläche wirken, in einem rasanten Rhythmus zwischen Zwei- und Dreidimensionalität.
In einem Punkt berühren sich diese Arbeiten jedoch wieder – abgesehen natürlich davon, dass sie sich beide um die Form und um das Thema Haus bewegen -: Auch sie lassen ein Substrat an Geschichten verspüren, das sie umgibt, das sich aus ihnen heraus bewegt.
Anstatt sich Luftschlösser zu bauen, hat Sibylle Waldhausen Lufthäuser erfunden, im besten Sinne, als Orte der Vorstellung. Sie haben im Zweikronenhaus einen Ort wiederum gefunden, der bespielt werden kann, ein Traumhaus für Traumhäuser und für jeden, der Geschichte erleben und fühlen will.
die Ausstellung
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